Saiten über Saiten

Wann eine Saite gewechselt werden muss?

Es gibt viele Gründe eine Saite zu wechseln, dazu muss sie nicht erst reißen. Im Laufe der Zeit bilden sich an der Stelle, wo sich die Saiten kreuzen, kleine Kerben. Je größer die Kerbenbildung ist, umso mehr verliert sie ihre guten Eigenschaften – sprich, sie verliert an Elastizität. Um die Tiefe einer Kerbenbildung zu kontrollieren, zieht man eine Saite am Besten in der Bespannungsmitte aus ihrer Kreuzung ein wenig nach unten weg. Oftmals erkennt man schon beim ersten Blick, wie tief eine Kerbe entwickelt ist. Geht sie bis zur Hälfte rein, ist das ein klarer Indiz zum anstehenden Saitenwechsel. Soweit so gut.

Was kann man zu einer Saite selber sagen?

Eine gute Saite orientiert sich nicht zwangsläufig an ihrer Haltbarkeit. Z.B. sorgen geriffelte Saiten für eine besonders hohe Rotationsgewinnung am Ball. Der Materialabtrag ist an den Rillen jedoch enorm hoch und ihre Wirkung daher zeitlich sehr begrenzt. Trotzdem mögen sie für Topspinspieler*innen oftmals die Wahl schlechthin sein und die Halbarkeit spielt eine eher untergeorndete Rolle.

Je härter eine Saite bespannt wird, umso mehr ist sie auf Dauer physikalisch beansprucht. Ihre Eigenschaften gehen schneller verloren als eine weicher bespannte Saite.

Ist eine Saite zu weich bespannt, tendendiert sie leichter zum Verrutschen – man muss sie i.d.R. immer wieder neu ausrichten – ein mitunter lästiges Übel. Durch das häufigere Verrutschen, was insbesondere bei direkter Einwirkung des Balltreffens auftritt (Reibung bei höchster Druckbelastung), nutzt sich die Saite ebenfalls stärker ab.

Es gibt weiche und harte, dicke und dünne, knochige und hoch elastische Saiten usw. In diesem Zusammenhang taucht jetzt der Begriff „DT Wert“ (siehe Begriffserklärung) auf. Weil aber das ein eigenes Kapitel ist und viele Informationsseiten existieren, brauchen wir hier nicht näher darauf eingehen. Dazu sei aber gesagt:
Eine weichere Bespannung kann eventuell zu etwas mehr Ballstreuung führen (wer trifft aber schon ein Streichholz auf 23,77 m Distanz?). Sie ist aber Toleranter bei weniger präzise getroffenen Bällen, sie wirkt also Armschonender. Tendenziell vermittelt sie mehr Gefühl in den Schlägen. Insbesondere beim Volley ist das von Bedeutung. In jedem Fall besitzt sie bessere Beschleunigungsreserven als eine harte Bespannung. Für Hobbyspieler*innen wäre also eine etwas weichere Bespannung daher anzuraten.

Letzten Endes ist es immer eine Frage des Spielertyps und des eigenen Geschmackes selbst, wie hart er/sie den Tennisschläger bespannen lässt. Von einer pauschalen Bespannungshärte 20, 23, 25 Kg etc. kann man daher nicht ausgehen.

Und dann wäre da ja noch die Frage nach der Schlägerkopfgröße. Einen Midsize Schläger kann man locker mit 1-2 Kg weniger bespannen als einen Oversize Schläger um in etwa den gleichen DT Wert zu erzielen.

Im Laufe der Zeit findet man jedenfalls heraus, mit welcher Bespannungshärte man am besten zurecht kommt. Allein aus diesem Grund lohnt es sich, die Saiten in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren und sie ggfls. zu ersetzen. Mit steigendem Spielniveau erübrigt sich das übrigens von selbst, ganz sicher. 😉

Man kann es also drehen und wenden wie man will. Eine Saite reißt immer dann, wenn man es nicht braucht.

Übrigens – hartschlagende Tennisspieler*innen z.B. sind ohne Probleme in der Lage, eine Saite in nichtmal einer halben Stunde zum zerreisen zu bringen. Dazu muss man kein Tennisprofi sein…

Wolfgang Olm 03.2022

Weiterführender Link: Wer bespannt Tennisschläger beim TC Eimsheim?


DT Wert Begriffserklärung
https://tennisbespannung.at/was-ist-der-dt-wert/